Zum zweiten Mal war am Samstag, 26. April 2025, der bekannte Liedermacher Konstantin Wecker – begleitet vom Pianisten Jo Barnikel – Gast des Vereins „Kulturzwickl“, um auf der Zwettler Stadtsaal-Bühne vor vollem Haus und einem frenetischen Publikum, das ihm einen überaus herzlichen Empfang bereitete, „Lieder meines Lebens“ zu präsentieren. „Lasst uns einen poetischen, mutmachenden und rebellischen Abend erleben“, lud Wecker ein.
Wecker bot eine neue Auswahl aus den vielen Hunderten Liedern, die in den letzten 60 Jahren entstanden sind, Lieder, die das Herz berühren, unter die Haut gehen und den Verstand anregen. „Lieder haben mich immer weitergebracht, haben mich menschlicher und weiser gemacht, waren immer klüger als ich“, meinte der Künstler. Lieder seien ihm immer zugeflogen, „das ist ein unfassbares Geschenk“.
Zu Widerstand und Ungehorsam erzogen
Von seinem Vater, einem Opernsänger, mit dem er schon als Kind im Duett sang („Ich war eine wirklich gute Traviata!“), empfing er die Liebe zur Musik, seine Mutter eröffnete ihm die „wunderbare Welt der Poesie“. Und beide legten ihm den Pazifismus schon in die Wiege, erzogen ihn zu Widerstand und Ungehorsam.
Demgemäß standen an diesem Abend eher politische Lieder im Mittelpunkt, Lieder, deren Themen und Aussagen, obwohl bereits vor Jahrzehnten geschrieben, heute aktueller sind denn je. Es durften aber auch ein paar wunderschöne Liebeslieder nicht fehlen. „Eigentlich wollte ich immer nur Liebeslieder schreiben, aber dann ist immer wieder die Wut dazwischengekommen!“ In seinen Gedichten und Liedern, in den Elegien, die er vortrug, sowie in seinen Erzählungen rief er immer wieder zum Widerstand auf: „Lasst uns gemeinsam handeln gegen Faschismus, gegen Rassismus und gegen das Patriarchat!“
Konstantin Wecker erzählte nicht nur von seiner Schwermut und seiner Suche nach Spiritualität, er verriet auch sehr Privates, fast schon Intimes. So las er erstmals öffentlich eine Elegie, die er in jener Nacht im Jahre 1980 verfasste, in der er in der Toskana im Drogenrausch mit dem Auto – ohne Sicherheitsgurt – frontal gegen einen Baum fuhr, nur um zu sehen, „ob mich die Götter noch lieben“.
Musikalische Verschmelzung mit Barnikel
Begleitet wurde Wecker vom begnadeten Pianisten Jo Barnikel, der seit mehr als drei Jahrzehnten sein „musikalischer Lebenspartner“ ist. Wecker lobte Barnikels „leidenschaftliche Einfühlsamkeit“ für seine Musik – die beiden harmonieren perfekt, ein Blick, ein Takt genügen, um musikalisch zu verschmelzen. Aufgrund einer Verletzung konnte sich Wecker diesmal nicht an sein „heißgeliebtes Klavier“ setzen, dennoch ließ er es sich nicht nehmen, doch noch ein paar Takte vierhändig mit Jo Barnikel zu spielen. Barnikels Spiel unterstützt die Eindringlichkeit von Weckers Aussagen auf kongeniale Art.
Eindringliche Poesie von Nora Sophie
Auch einen besonderen Gast konnte Konstantin Wecker auf der Bühne begrüßen: Die junge Poetin Nora Sophie Aigner aus Martinsberg, deren zweiter Gedichtband demnächst erscheint. Nora Sophie verlor in jungen Jahren ihre Stimme, die Lieder Weckers, die sie von Kind an begleiteten, haben ihr, wie sie erzählte, Kraft gegeben in dieser schweren Zeit. Sie trug in hervorragender Weise ein eindringliches Gedicht über ein Flüchtlingsmädchen vor.
Insgesamt vier Mal gab es Standing Ovations für die Künstler, vier Zugaben beglückten das jubelnde Publikum, u.a. Weckers deutsche Version von Lucio Dallas „Caruso“ sowie das Gute-Nacht-Lied „Buonanotte Fiorellino“: „Buonanotte, questa notte è per voi!“ – diese Nacht ist für Euch!
„Wenn zwei Künstler zu einem großen Ganzen verschmelzen, passieren ganz wunderbare Dinge – so geschehen an diesem einzigartigen Abend. Danke Konstantin und danke Jo, dass Ihr nun schon zum zweiten Mal unsere Einladung angenommen und den Weg zu uns gefunden habt – wir sind ewig stolz darauf!“, zog Kulturzwickl-Obmann Gerhard Uitz Bilanz über diese wieder ganz wunderbare Konzertnacht.
Danke an an die gesamte Konstantin Wecker-Crew, an Christoph Bohmeier für den hervorragenden Sound sowie an Peter Hahn LIVE TECH für die wie immer perfekte Ton- und Lichttechnik .